Traurige Taube

Eine Taube saß wochenlang im Walnussbaum und brütete ein Ei aus. Viellecht waren es auch zwei Eier? In der Wiese unter dem Nest aus dunklen Ästen lag nur eine Hälfte einer gebrochen Eischale. Wochen vorher hatte der Taubenmann sich solche Mühe mit dem allmorgentlichen Gegurre gegeben und hat tatsächlich eine Taubin für den Nestbau im Walnussbaum gefunden. Man hörte garnichts mehr. Es war verwunderlich, dass das gebrechliche, dunkle Nest, umgeben von grünem Laubwerk, die abwechselden Brüteinlagen aushielt. Die Vögel waren still. Man konnte der Taube, es war die kleinere, oft direkt in die Augen schauen und die unumstössliche Geduld der beiden Vögel spüren. Es war so bewundernswert. Jeden Tag freute ich mich das zu beobachten. Schließlich konnte man das Kleine sehen, während es gefüttert wurde. Ganz gierig nahm es die Nahrung auf. Doch ein paar Tage später saß die Taubin außerhalb vom Nest und schaute mich ein letztes mal an. Da spürte ich, das ihr Junges nicht mehr da war, wahrscheinlich wurde es von einer Elster gefressen. Das tat mir so leid… Tagelang ging mir das nicht mehr aus dem Kopf. Selbst Tiere machen Dinge umsonst und sind sicherlich auch traurig darüber. Aber allein die Hoffung, dass alles gut wird , ergab schon den Sinn.
Ölgemälde “ Traurige Taube“ 60 x 80 cm (24. September 2025)

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